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Die 1.Radtour bis Geringswalde 2021

Meine "Kontrollfahrten" (allerdings mit dem Auto) führten mich an den Wochenenden ab und zu mal wieder an die Waldheim-Rochlitzer Strecke, in letzter Zeit insbesondere um das Fortschreiten der Arbeiten am neuen Radweg zu beobachten.

Im Juni 2021 war es nun Zeit, in Waldheim-Richzenhain mal das Rad vom Autodach zu nehmen und das fertiggestellte Stück(werk) des Radweges bis Geringswalde zu fahren. Dieses beginnt erst 500m hinter dem Bahnhof Waldheim an einem Wirtschaftsweg.

Also dann - treten wir mal in die Pedale...

... und das müssen wir auch, schließlich starten wir in Waldheim auf einer Höhe von 235m ü.NN und strampeln bis zum Scheitelpunkt der Strecke auf 297m.
(Quelle: www.sachsenschiene.de/bahn/str/str123.htm)

Zunächst geht es durch die Unterführung der Umgehungsstraße. Wäre hier nicht auch ein Wirtschaftsweg gleich mit durchgelegt - und beim Bau noch immer vom Weiterbetrieb der Strecke ausgegangen worden, hätten man diesen Einschnitt sicherlich einfach mit einem Damm verfüllt.

Doch so kommen wir sehr schnell auf die westliche Seite und haben bereits hier einen schönen Ausblick auf das Seitental von Diedenhain mit der ehemaligen Richzenhainer Brauerei.

Hier ist ein kleiner Rastplatz mit einer Tafel entstanden - schön geworden!

In einer weiten S-Kurve, immer mehr an Höhe gewinnend nähern wir uns nun den ehemaligen Bahnübergängen über die Steinaer Straße und die Hauptstraße.

Bei deren Überquerung heißt es gut aufzupassen, denn trotz Umgehungsstraße sind hier noch allerhand Fahrzeuge unterwegs, die recht "zügig" über die Bodenwelle des ehemaligen Bahnübergangs donnern, unter dem sicherlich noch die Schienen liegen.

Gleich hinter dem BÜ in Richzenhain hat man einen weiteren Rastplatz angelegt. Doch nun geht es weiter bergauf - nahezu über's freie Feld.
Bei prasselnder Sonne - so wie das bei meiner Fahrt der Fall war - ist das nicht so angenehm und man ist froh, wenn in Höhe des damaligen Einfahrtsignals von Hartha die Strecke wieder in einen Einschnitt übergeht.

Das Buschwerk dort ist inzwischen so dicht, dass die ehemaligen Industrieanlagen, welche hier einst die Strecke tangierten und auch Anschlussgleise hatten, gar nicht mehr zu bemerken sind.

Das ehemalige Bahnhofsgebäude von Hartha steht immer noch - oder schon wieder verlassen da, der Radweg verschwenkt nach Überqueren der Bahnhofsstraße nach rechts, führt auf der Straßenseite am EG vorbei und schwenkt erst danach wieder auf das eigentliche Bahnhofsgelände. Immerhin, hier hat man ganz schön Ordnung geschaffen, der Radweg wird von Baumreihen umsäumt und führt nun auf die Umgehungsstraße Waldheim-Harthaer Kreuz zu. Bei deren Bau wurde an dieser Stelle die Strecke das erste Mal unterbrochen, der Verkehr war damals schon eingestellt.

Heute führt der Radweg ein Stücke weiter nördlich über die Straße, um eine bessere Einsicht in die Kurve zu haben. Kurz danach findet der Weg die alte Trasse wieder, der er nur noch wenige Meter folgt.

Am ehemaligen Übergang eines Feldweges ist vorerst Schluss mit dem Bahntrassen-Radeln. Hier, auf freiem Feld sollen also irgendwelche Eidechsen unterwegs sein? Jedenfalls beginnt nun eine ziemliche "Eierei" auf Kies- und Sand-Wegen.

Immerhin, die Aussicht über die Harthaer Flur ist recht gut.
Die Bäume und Sträucher am rechten Bildrand markieren den ehemaligen Bahndamm.

Seitdem wir diesen verlassen haben, fehlt übrigens auch jegliche Radweg-Beschilderung.

Bald darauf haben wir "die Höhe erklommen", den Scheitelpunkt der Strecke in der Nähe der ehemaligen Gaststätte "Zur Fröhne" erreicht. Von links nähert sich der inzwischen zugewachsene Bahndamm, überquert den Weg um gleich darauf im Dickicht des Waldes zu verschwinden.

Wir radeln weiter quer ab zum Streckenverlauf. Wenigstens hat man mit weißer Farbe einen Abbiegepfeil auf die Teerdecke gemalt, um die ortsunkundigen Radtouristen wieder "auf Linie zu bringen" - sprich nach rechts auf den breiten Forstweg zu leiten.

Erst am Ende des Waldstücks Fröhne schwenkt der Radweg wieder auf die Bahntrasse ein.
Was wäre das doch für ein herrliches Stück - mitten durch den Wald!
Man muss ja nicht alles mit einer Teerdecke zukleistern, damit sich das Getier nicht an heißen Sommertagen die Füße verbrennt. Hoffentlich siegt hier doch noch die Vernunft und man räumt den wenigen Radfahrern den Platz ein hier entlang zu fahren.

Wie damals im Bahnbetrieb geht es nun schnurstracks auf Geringswalde zu. Linkerhand fahren wir an einem größeren Teich vorbei, auf dem es munter quakt und schnattert. Hier ist der Bahndamm mittlerweile wohl besser gesichert und abgefangen als noch zu Betriebszeiten.

Die Trasse senkt sich von der Fröhne bis nach Geringswalde leicht ab, so dass wir auch mit dem Rad Geschwindigkeiten erreichen, die selbst der Zug in den letzten Betriebsjahren kaum mehr fahren durfte.

Unvermittelt stehen wir vor dem nächsten, diesmal sehr restriktiven Hindernis. Nach Überqueren des Bahnübergangs am Ortseingang Geringswalde ist der Radweg gesperrt und das Sperrschild auch für Fußgänger kündigt die fehlende Klosterbachbrücke an.

Also heißt es erneut die Trasse verlassen (Hinweisschilder gibt es auch hier nicht), sich durch den Ort und das Klosterbachtal den Weg suchen um dann, kurz vor der damaligen Einfahrt in den Bahnhof Geringswalde, wieder auf die Höhe zu strampeln und den Bahndamm wieder zu finden.

Bleibt zu hoffen, dass die bereits mit ausgebauten Anschluss-Stücke des neuen Radweges auch tatsächlich mal über eine neue, dann sicherlich leichtere Brücke über das Klosterbachtal zusammengeführt werden. Momentan ist dieses Stückwerk einfach nervig und wird die erhofften Radtouristen wohl vorerst nicht weiter in die Gegend locken.

Vom ehemaligen Bahnhof Geringswalde - einst wichtigste Verkehrsstelle der Strecke, Kreuzungsbahnhof und Güterumschlagplatz - künden nurmehr die Gebäude und linkerhand ein liegen gebliebener Gleisrest eines Anschlussgleises.

  • Nach wenigen Metern endet auch auf der Westseite der Radweg an der fehlenden Brücke über das Klosterbachtal.
  • Die ehemaligen Einfahrt in den Bahnhof Geringswalde. Links am Bildrand liegt noch der Rest eines Anschlussgleises, das zum Rolltor führte.

Wo einst mehrere Gütergleise lagen, eine Unterführung zum Mittelbahnsteig führte, liegt heute der von angepflanzten Bäumen umsäumte geteerte Radweg mitten auf dem Bahnhofsgelände im Dickicht aus Gras und Unkraut.

Das Empfangsgebäude ähnelt dem Klinkerbau in Hartha und auch darin, dass es ebenso leer steht und verfällt.

Für mich als "Freizeit-Radler" war das eine durchaus anspruchsvolle Tour, insbesondere durch die Unterbrechungen in der Fröhne und hier an fehlenden Klosterbachbrücke. Die Bahntrasse wäre wesentlich moderater angestiegen...

Trotzdem könnte man noch ein Stück weiterradeln. Schön wär's!
Aber an dieser Stelle vermittelt die Sperrung das bisherige Ende des Radweges nach Rochlitz.

Für die nachfolgenden Abschnitte bestehen Pläne, auch solche, die den Radweg streckenweise über die Straße hinunter zur Obstmühle führen sollen, anstatt auf der Bahntrasse weiterzubauen.
Hier sollten sich die Verantwortlichen die Sachlage noch einmal ganz genau ansehen - die kurvenreiche, im Gefälle liegende, schmale Straße ist für Radfahrer lebensgefährlich!

Jedenfalls wird man mit dem aktuell bestehenden Stückwerk aus einzelnen Abschnitten des Radweges auf der Bahnstrecke Waldheim-Rochlitz keine Touristen anlocken oder dazu bewegen, noch einmal auf dieser Strecke zu fahren.

Bleibt zu hoffen, dass das Radwegprojekt AUF der ehemaligen Bahnstrecke von Geringswalde nach Rochlitz weitergeführt wird und nun endlich das "Wohl des radfahrenden Menschen" wieder mehr in den Vordergrund rückt.

Und so hoffe auch ich noch immer auf das Schließen aller noch bestehenden Lücken und darauf, in absehbarer Zeit vielleicht doch noch vom Bahntrassenradeln auf dem Abschnitt Geringswalde-Rochlitz berichten zu können.